Gesellschaftswissenschaftlicher Bereich:Programm „Diversität & Demokratie“
Das Programm „Diversität & Demokratie“ bildet den Schwerpunkt des gesellschaftswissenschaftlichen Bereichs des Märkischen Gymnasiums Hamm. Es dient der Profilbildung und Unterstützung im gesellschaftswissenschaftlichen Aufgabenfeld. Diese Profilstärkung und Unterstützung beinhaltet finanzielle und externe fachliche Aspekte, wird durch Angebote ausgewählter Universitäten, Stiftungen und Kooperationspartner ermöglicht. Die Projekte im Rahmen des Programms „Diversität & Demokratie“ basieren aufgrund der Schwerpunktbildung bei der Leitzielformulierung auf drei unterschiedlichen thematischen Säulen:
Projektvorstellungen
1. Friedensfahrt – Per Fahrrad von Weimar nach Berlin
Die Schüler*innen des Projektkurses Geschichte der Jahrgangsstufe Q1 absolvieren in neun Tagen eine mehr als 400 Kilometer lange Tour von Weimar nach Berlin. Per Fahrrad.
Start- und Zielpunkt sind Orte mit historischem Tiefgang und Prägekraft für die nationale Identität: die Holocaust-Gedenkstätte Buchenwald und das Holocaust-Mahnmal in Berlin. Eine Fahrradtour mit Symbolkraft also. Nicht nur, weil die Tagesetappen zwischen 80 und 105 Kilometer betragen. Klimafreundlich und nur per Muskelkraft bewegen sich die Schüler*innen durch ihnen bislang weitgehend unbekannte Regionen in Ostdeutschland.
Mit dieser Aktion wollen die MGH-Schüler*innen ein Zeichen setzen. Denn nur, wer einander kennenlernt, kann Vorurteile abbauen. Neben intergenerationellen Dialogen und Einblicke in unterschiedliche sozio-kulturelle Lebenswirklichkeiten in Ost- und Westdeutschland liegt der Fokus der Friedensfahrt auf der vertiefenden reflektierten Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus. Position beziehen, Vorurteile abbauen und dem Antisemitismus trotzen – in Zeiten von Rechtspopulismus und wiedererstarktem Rechtsextremismus sicher keine einfache, aber eine dringend notwendige Aufgabe. Die MGH-Schüler*innen gehen sie an.
Wir freuen uns über eine Kooperation mit der Ruhr Universität Bochum, die das Projekt geschichtsdidaktisch begleitet hat:
https://www.ruhr-uni-bochum.de/histdidaktik
Die Friedensfahrt wurde im Rahmen des bundesweiten Wettbewerbes "Aktiv für Demokratie und Toleranz“ als vorbildlich eingestuft und ausgezeichnet (-> weitere Informationen)
Projektdokumentation:
500 Kilometer für den Frieden
Für Frieden und gegen Fremdenhass
Bewerbungsvideo für den Otto-Wels-Preis 2023
2. MGH-Gesprächsreihe: „Kultur, Religion, Moral oder Kapital – Was hält unsere Gesellschaft zusammen?“
Der gesellschaftswissenschaftliche Bereich des MGH richtet seit dem Schuljahr 2021 eine Gesprächsreihe aus. Diese trägt den Titel „Kultur, Religion, Moral oder Kapital – Was hält unsere Gesellschaft zusammen?“.
Mit dieser Leitfrage soll den gegenwärtigen Spaltungstendenzen der Gesellschaft nachgespürt werden, Möglichkeiten zu deren Überwindung diskutiert und reflektiert werden. Vor allem aktuelle Phänomene wie erstarkender (Rechts-)Populismus oder Verschwörungstheorien in der Corona-Pandemie stehen hier im Fokus.
Durch die Teilnahme an den meist abendlichen Gesprächsrunden sollen die Schüler*innen des MGH diskursfähig werden: Aussagen beurteilen, Standpunkte reflektieren und sich eine fundierte Meinung bilden. In regen Diskussionen lernen die Schüler*innen des MGH, Argumente zu entwickeln und sich aktiv in gesellschaftliche Debatten einzubringen.
Renommierte Gesprächspartner unterstützen diese Zielsetzung. Zuletzt halfen Vize-Bundeskanzler a.D. Franz Müntefering, Bundestagspräsident a.D. Prof. Dr. Norbert Lammert oder Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth, Argumente und Verstand zu schärfen.
Dokumentation der MGH-Gesprächsreihe ab 2021/22:
- Teil 1, Gespräch mit Vize-Bundeskanzler a.D. Franz Müntefering (SPD)
- Teil 2, Gespräch mit Bundestagspräsident a.D. Prof. Dr. Norbert Lammert (CDU)
- Teil 3, Gespräch mit MdB Viktor Perli (Die Linke)
- Teil 4, Gespräch mit Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth (Bündnis 90 / Die Grüne)
- Teil 5, Gespräch mit MdEP Dennis Radtke (CDU)
- Teil 6, Gespräch mit MdB Hakan Demir (SPD)
- Teil 7, Gespräch mit Franziska Schröter (Autorin)
- Teil 8, Gespräch mit Dmitrij Kapitelman (Journalist)
- Teil 9, Gespräch mit Professor Dr. Tobias Arand (Historiker)
- Teil 10, Gespräch mit MdB Lamya Kaddor (Bündnis 90 / Die Grüne)
- Teil 11, Gespräch mit dem Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben und den Kampf gegen Antisemitismus, Dr. Felix Klein
- Teil 12, Gespräch mit MdB Michael Thews (SPD)
- Teil 13, Gespräch mit Burak Yilmaz (Autor)
3. LWL-Projekt „Antisemitismus als Code“
Das Thema ist in Deutschland brandaktuell: In Gelsenkirchen tobte ein antisemitischer Mob vor der Synagoge, in mehreren Städten wurden im Kontext der jüngsten Eskalation in Nahost israelische Fahnen angezündet und in einzelnen Bundesländern wird der Schutz von jüdischen Einrichtungen verstärkt.
MGH gehört zu insgesamt 25 ausgewählten Schulen, die anlässlich des Jubiläumsjahr 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland am Wettbewerb „Jüdisch hier – Mediale Spurensuche vor Ort“ des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) teilnehmen dürfen. Schüler*innen von Schulen aus dem Ruhrgebiet oder von Schulen an der niederländischen Grenze beschäftigen sich mit dem Judentum gestern und heute in Westfalen.
Der Q1-Projektkurs Geschichte des MGH widmet sich modernem Antisemitismus als Code. Denn dieser kommt oftmals subtil daher: einschlägige Buchstaben- und Zahlenkombinationen an Häuserwänden ersetzen immer öfter das plakative Hakenkreuz. In einem virtuellen Stadtrundgang identifizieren und analysieren die Schüler*innen des Projektkurses antisemitische Codes in der Stadt Hamm.
Den Auftakt bildete der Anne-Frank-Tag 2021. In diesem Rahmen begrüßten die MGH-Schüler*innen Irmelah Mensah-Schramm. Die Aktivistin ist seit dem Schuljahr 2021/22 auch Patin des MGH für „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“. Seit 2007 begegnet sie braunen Parolen nicht mit Polemik, sondern mit Witz und Esprit. Wie etwa im Jahr 2016, als sie in einem Fußgängertunnel im Berliner Bezirk Zehlendorf das Pegida-Graffito „Merkel muss weg!“ kurzerhand in „Merke! Hass weg!“ übersprühte. Mit diesen plakativen Statements dreht sie den Spieß einfach um: Nicht Antisemitismus als Code, sondern Zivilcourage und Menschenrechte.
Um Antisemitismus als Code ging es im Abendvortrag „Tradiert oder importiert? Antisemitismus der Gegenwart“. Dr. Juliane Wetzel vom Zentrum für Antisemitismusforschung in Berlin klärte die MGH-Schüler über Formen modernen Antisemitismus auf. Dieser zeichne sich vor allem durch Rassismus, eine Täter-Opfer-Umkehr und die Trivialisierung des Holocaust aus.
Projektdokumentation:
- Anne-Frank-Tag am MGH 2021:
https://www.annefranktag.de/anne-frank-tag/anne-frank-tag-2021/maerkisches-gymnasium-hamm/ - Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL): „Jüdisch hier“ – Aktuelles aus den Projektgruppen:
https://www.juedischespuren.lwl.org/de/schulen/aktuelles-aus-den-projekten/ - Projekt im Schatten des Nahost-Konflikts: Schüler untersuchen „modernen Antisemitismus“. Westfälischer Anzeiger vom 23.5.2021:
https://www.wa.de/hamm/projekt-im-schatten-des-nahost-konflikts-schueler-des-mgh-untersuchen-modernen-antisemitismus-in-hamm-90601536.html
4. Schulkooperation mit dem Humboldt-Gymnasium Eichwalde (Brandenburg)
Im Zentrum der Schulkooperation zwischen dem Humboldt-Gymnasium Eichwalde und dem Märkischen Gymnasium Hamm steht das Engagement gegen Rassismus und Antisemitismus in Form projektbasierter Austausche und Aktionen. Diese Kooperationsvereinbarung soll deshalb gleichzeitig auch ein Statement beider Schulen für eine dialogische und demokratische Schulkultur sein. Durch gemeinsame Aktionen beider Schulen sollen Schüler*innen aus Ost- und Westdeutschland nachhaltige Einblicke in unterschiedliche sozio-kulturelle Lebenswelten erhalten.
Das Ziel dieser Schulkooperation ist die projektbasierte Zusammenarbeit beider Schulen im Rahmen des Bundesprogramms „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“.
Die verantwortlichen Kollegen Hendrik Küpper (HGE) und Dr. Andrea Kolpatzik (MGH) erstellen aufgrund von abgestimmten pädagogischen Programmen einen Projektfahrplan, der neben pädagogischen Aspekten auch geschichtspolitische und kulturelle Facetten beinhaltet. Hierunter fallen
- Demokratiebildung
- Entwicklung von Positionen und Haltungen gegen Antisemitismus und Rassismus
- Ausbildung eines reflektierten Geschichtsbewusstseins
- Thementage (z.B. Anne-Frank-Tag, Holocaust-Gedenktag, Tag der Menschenrechte)
- Historisch-politische Gesprächsreihen
- Kooperative Projekte mit Schüler*innen beider Schulen.
Veranstaltungsarchiv
Interview-Reihe am MGH
Wie sollte man Rechtsextremismus im Netz begegnen? Unter anderem dieser Frage widmeten sich die Klasse 10a und der Sowi Zusatzkurs von Herrn Schimmel in den letzten Wochen im Unterricht. Sie nehmen zur Zeit am Schülerwettbewerb der Bundeszentrale für politische Bildung teil. Die Aufgabe, der sich die beiden Lerngruppen stellen, lautet:…
Mit dem Fahrrad in die Herzkammer der Demokratie
Ist Sport neutral? „Natürlich nicht“, antwortet Sievana Dodo und erinnert an den „Wolfsgruß“ des türkischen Nationalspielers Merih Demiral. Für dieses politische Symbol sperrte ihn die UEFA jüngst für zwei Spiele. Ermöglicht Sport Teilhabe und Ausschluss? „Natürlich“, sagt Emma Stricker und verweist auf das EM-Achtelfinalspiel, bei dem in Leipzig die österreichische…
Friedensfahrt 2024 - Tourtagebuch
Mehr als 200 Kilometern in den Beinen, Hitze und Dauerregen getrotzt. Doch: die gute Laune hält. Dabei waren die 17 Teilnehmer der „Friedensfahrt 2024“ von Beginn der Tour an gefordert. Weniger körperlich, dafür thematisch, analytisch und (selbst)reflexiv: Noch am Freitagnachmittag - unmittelbar nach ihrer Ankunft in Weimar - setzten sie…
45 Kilometer geschafft - Härtetest bestanden
Nach intensiven Spinning-Einheiten schloss die 2. Trainingstour die Vorbereitungen auf die "Friedensfahrt 2024" ab. Eigentlich wollten die 17 Schülerinnen und Schüler des Q1-Projektkurses Geschichte zum Abschluss 80 Kilometer absolvieren, doch zwei Pannen vereitelten dieses Vorhaben. Aber wie lautet das Sprichwort von der verpatzten Generalprobe gleich noch einmal...? Am Freitag, 28.6.2024,…
Europawahl im Unterricht: MGH nimmt an Juniorwahl teil
Parallel zur Europawahl 2024 fand am MGH auch eine Juniorwahl statt, an der Schülerinnen und Schüler der Politik- und Sozialwissenschaftenkurse der Jahrgänge 9 bis Q1 von Markus Aßhauer, Georg Schimmel, Julian Schielin, Stefan Techel, Katrin Wilke und Dr. Andrea Kolpatzik teilnahmen. Gesamtergebnis Juniorwahl 2024 Insgesamt gaben 130 Schülerinnen und Schüler…
Kunstaktion "Kein Platz für Rassismus"
"Die Würde des Menschen ist unantastbar. Wenn wir das nicht einhalten können, dann ist es mehr als fünf vor zwölf", mahnte Bürgermeisterin Monika Simshäuser gleich zu Beginn der symbolträchtigen Veranstaltung am 8. Mai 2024. Der "Tag der Befreiung der Deutschen vom Nationalsozialismus". Ausgerechnet. Die viel beachtete Rede des ehemaligen Bundespräsidenten…
Klasse 9c trifft Burak Yilmaz im HAMTEC
Die Klasse 9c des Märkischen Gymnasiums hatte am 26.04.2024 die Möglichkeit, Burak Yilmaz zu treffen. Burak Yilmaz ist ein Autor und Pädagoge, der sich aktiv gegen Rassismus einsetzt. Gemeinsam mit zwei anderen Schulen trafen wir uns im HAMTEC, wo eine Tutor:innenausbildung von Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage mit…
Nur Täter, keine Opfer? Gespräch mit Ibrahim Arslan im Rahmen der „Hammer Wochen ohne Rassismus“
Wir versuchen unser ganzes Leben, anderen Menschen gerecht zu werden. Das bestimmt unser ganzes Leben und kostet so viel Energie“, sagte Ibrahim Arslan am Freitagabend zu Oberstufenschülern des Märkischen Gymnasiums Hamm. Die AG „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ und der Projektkurs Geschichte der Jahrgangsstufe Q1 hatten im Rahmen der…
Bundeswettbewerb "Demokratisch Handeln"
Austauschen, vernetzen, von einander lernen: Zwei intensive Tage verbrachten Samuel Rosenstein und Frauke Doden aus der Jahrgangsstufe Q1 am 19. und 20. Februar in der Akademie Klausenhof. Sie wurden als Vertreter der AG "Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage" eingeladen, um beim landesweiten Netzwerktreffen des Bundeswettbewerbs "Demokratisch Handeln" anderen Schulen…
Holocaust-Gedenken am MGH
#NieWiederIstJetzt - Gespräch mit Zeitzeugin Pnina Katsir Am Mittwoch, den 31.01.2024 war anlässlich des Holocaust-Gedenktages neben Oberbürgermeister Marc Herter und Bezirksbürgermeister Axel Püttner auch die Antisemitismusbeauftragten des Landes NRW, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, zu Gast am MGH. Im Mittelpunkt stand aber die 94 Jahre alte Holocaust-Überlebende Pnina Katsir aus Israel. Sie wandte…
Spinning-Kooperation mit HSC Sportwerk zur Vorbereitung auf „Friedensfahrt“
Nachsitzen der anderen Art: Während am Freitag das 1. Halbjahr für die meisten Schülerinnen und Schüler des MGH mit der Ausgabe der Zeugnisse nach der 4. Stunde endete, legten die Schülerinnen und Schüler des Projektkurses Geschichte erst richtig los. Die erste von vier einstündigen Spinning-Einheiten beim HSC-Sportwerk stand auf dem…
#NieWiederIstJetzt!
„Ich bin wie ein Schwamm, aber ich kann Krieg und Gewalt nicht mehr aufsaugen“, sagte die 94 Jahre alte Pnina Katsir im Gespräch mit Schülerinnen und Schüler der Mittel- und Oberstufe des MGH. Die Holocaust-Überlebende schaltete sich via Zoom aus Israel in Klassenzimmer und Kursräume, um vom überlebten Holocaust in…