Christliches Wertefundament und Solidargedanke als Grundlage für gesellschaftlichen Zusammenhalt – Teil fünf der MGH-Gesprächsreihe

Was hält unsere Gesellschaft zusammen? Im fünften Teil der MGH-Gesprächsreihe stand eine europäische Perspektive im Fokus. Der Europaparlamentarier Dennis Radtke (CDU) besuchte die Schüler*innen des Q1-Projektkurses von Dr. Andrea Kolpatzik und gab mit Solidarität und einem christlichen Wertefundament eine pointierte Antworte auf die Leitfrage der Reihe, um sogleich zu fragen, wie sinnvoll es sei, eine Gesellschaft auf Werten zu gründen, die sich permanent veränderten.

Gespräch mit Dennis Radtke | © Dr. Andrea Kolpatzik, MGH

Denn: „Der Solidargedanke hat viel an Bedeutung verloren“. Dies machte er auf europäischer Ebene am Beispiel der Flüchtlingspolitik und des Umgangs mit der LGBTQ-Bewegung fest. Wem helfen wir? Wie tolerant sind wir? „Wenn Not da ist, hat man nicht zu fragen, welchen Glauben hast Du, sondern zu helfen. Alles andere entspricht nicht meinem christlichen Menschenbild“, sagte das 42 Jahre alte Mitglied des Europaparlaments.

Für den gebürtigen Wattenscheider gebe es unverrückbare Werte, die auch in der politischen Arbeit wieder mehr zur Geltung kommen sollten. „Unsere Gesellschaft zeichnete bislang aus, dass auch Leute am unteren Gesellschaftsrand die Möglichkeit hatten, zu partizipieren“, so Radtke. Gegenwärtig sieht er die EU jedoch an einem kritischen Punkt: Populismus, ein sich auflösendes gemeinsames Wertefundament oder die schleichende Aushöhlung des Rechtsstaats – „Das Klima, in dem Politik gemacht wird, bereitet mir großen Sorgen“. Entsprechend eindeutig war seine Haltung zur Anwendung des EU-Rechtsstaatsmechanismus gegenüber Polen und Ungarn: „Wer sich so verhält, kann kein Geld bekommen. Hier müssen wir das Kreuz gerade machen“.
Das Kreuz gerade gemacht hat Dennis Radtke auch im Bundestagswahlkampf. In der Auseinandersetzung zwischen Armin Laschet (CDU) und Markus Söder (CSU) um die Kanzlerkandidatur der Union drohte er als Mitglied des Landesvorstandes der CDU NRW am 17. April 2021 „mit der Gründung eine eigenen CDU-Landesverbandes in Bayern – für den Fall, dass der CSU-Landesvorsitzende Markus Söder an seiner Kandidatur festhalte“. Söder zog seine Kandidatur bekanntlich zurück, dennoch wollten die MGH-Schüler*innen wissen, wie weit die Aktivitäten eines CDU-Landesverbandes in Bayern vorangeschritten seien: „Mich erreichten viele Immobilienangebote aus Bayern. Für eine CDU-Geschäftsstelle“, sagte Radtke und fügte hinzu: „Es gibt eine rote Linie, die hat Markus Söder übertreten.“ Auch in der Innenpolitik zählt für Dennis Radtke der Solidargedanke und ein festes Wertefundament.